In For Whom The Belle Tolls von Jaysea Lynn begeben wir uns geradewegs auf den Weg in die Hölle… und hier wird es heiß – was eher weniger an den Temperaturen liegt 🔥 Aber überzeugt die spicy Romantasy auch mit fantastischem Weltenbau oder ist das einzige, was hier gut gebaut ist, der Körper des männlichen Protagonisten? 🫢

Hinweis: Vielen Dank an den Verlag zur Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Das beeinflusst in keinster Weise meine Meinung oder Gefühle zum Gelesenen. Alles, was ich schreibe, entspricht meinem persönlichen Empfinden.

Don’t judge a book by its cover… oder doch?

Das wunderschöne Cover suggeriert eine fantastische Geschichte, der Klappentext vermittelt eine kurzweilige Story mit viel Galgenhumor und spicy Romance – doch lass dich davon nicht täuschen: Auf den 841 Seiten (wow!) verbirgt sich neben dem spicy Stuff auch eine zutiefst berührende Geschichte über das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle. Die Verpackung ist hier ganz klar der humorvolle Schreibstil und Lilys positive Art, die Welt – beziehungsweise das Jenseits – zu betrachten. Doch eingepackt in Zuckerwatte und Sarkasmus finden wir eine extrem große Bandbreite an sensiblen Themen, die im Buch auf sehr reflektierende Art und Weise behandelt werden.

Bei der Erzählperspektive handelt es sich um einen personalen Erzähler: die meisten Kapitel werden aus Lilys Sicht erzählt, es gibt aber auch einige aus Bels Perspektive.

Willkommen im Jenseits – Struktur und Weltenbau in For Whom The Belle Tolls

Bis auf das erste Kapitel spielt diese Fantasy-Romance fast vollständig im Jenseits, sodass ausführlich erkundet wird, was mit einer Seele passiert, wenn ein Mensch stirbt. Die von der Autorin erschaffene Welt ist riesig und sorgfältig bis ins Detail gestaltet. Es gibt Seelen, Wesen des Jenseits, die dort geboren wurden, Götter und Göttinnen, Dämonen – ein ganzes Universum an Entitäten und Glaubenssystemen. Mir hat es sehr gefallen, dass die Autorin so viele Figuren unterschiedlichster Glaubensrichtungen erwähnt und eingebaut hat, um zu zeigen, wie individuell Glaube sein kann. Die enorme Vielfalt an Gestalten und spirituellen Weltbildern wirkt wie ein bewusstes Plädoyer dafür, dass jeder Glaube seinen Platz haben darf – doch zugleich richtet die Autorin einen scharfen Blick auf religiösen Fanatismus und die Strukturen, die ihn nähren. Das Thema religiöses Trauma wird anhand von Lilys eigener Erfahrung zu Lebzeiten besonders behandelt.

Wie eingangs erwähnt ist die erschaffene Welt riesig: Alles, was man sich unter dem Jenseits vorstellen kann, existiert dementsprechend irgendwie. Es gibt das Paradies, die Hölle, die verschiedenen Eben – vieles extrem detailreich beschrieben. Das Erzeugen einer bestimmten Atmosphäre steht im Buch definitiv im Fokus, was auch wirklich gut gelingt. Das macht das Buch zugegebenermaßen mit seinen 800+ Seiten aber auch zu einem ganz schönen Brocken und geht stellenweise zum Leidwesen der Handlung.

Charaktere & Kommunikation

Consent wird im Buch groß geschrieben. Selten habe ich eine Geschichte gelesen – insbesondere eine mit einer sexuellen Komponente – in der alle Charaktere so sehr darauf achteten, die Grenzen der anderen zu wahren und alles auf so rücksichtsvolle Art zu kommunizieren. Bel und Lily nehmen sich die Zeit, eine Freundschaft zu entwickeln und sich langsam kennenzulernen. Allerdings gibt es auch einige Wiederholungen im Buch, weil beispielsweisen Themen des Öfteren aufgegriffen werden und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden. Bei einem Buch, dessen Handlung ohnehin sehr gemächlich von statten geht, ist das für mich leider ein Kritikpunkt, da es das Ganze doch recht langatmig macht. Einige Kürzungen hätten der Geschichte gut getan.

Fazit zu For Whom The Belle Tolls

In diesem Buch steckt so viel mehr als Spice: Es ist eine herzzerreißende Geschichte über das Leben und die Sterblichkeit, über Ängste und die Hoffnung, dass jeder Mensch die Möglichkeit für sein ganz persönliches Happy End hat – wenn auch erst nach dem Tod. For Whom The Belle Tolls ist auf Grund der Themenvielfalt und -dichte definitiv nichts für jede*n, aber alle, die eine Mischung aus schwarzem Humor, cozy Fantasy und Spice mögen und sich gerne in detailverliebte Erzählungen stürzen, dürften hier auf ihre Kosten kommen.

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