Rezension: The Cloisters von Katy Hays

März 18, 2025 | Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

März 18, 2025

Rezension: The Cloisters von Katy Hays

März 18, 2025 | Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

März 18, 2025

Diese Rezension habe ich jetzt sehr lange vor mir hergeschoben, denn ich wollte das Buch so gerne mögen, aber es fällt für mich leider in die Kategorie “viel Potential, mittelmäßige Umsetzung”. Ganz ehrlich, ich war super hyped: Ein Dark-Academia-Buch, angesiedelt in NYC, in dem es um Kunst, speziell um Tarotkarten, geht und dann auch noch eine Murder Mystery? Could I be more excited?! 😍 Da steht ja wohl mein Name drauf!

Inhaltsangabe

Ann Stilwell kommt nach NYC, in der Hoffnung, ihren Sommer im Metropolitan Museum of Art zu verbringen. Stattdessen bekommt sie eine Stelle in der Zweigstelle The Cloisters, einem gotischen Museum und Garten, der für seine Sammlung von Kunstwerken aus dem Mittelalter und der Renaissance bekannt ist. Dort wird sie in einen kleinen Kreis charismatischer, aber rätselhafter Forscher hineingezogen, von denen jeder seine eigenen Geheimnisse hat. Kurator Patrick Roland ist davon überzeugt, dass die Geschichte des Tarot den Schlüssel zur Entschlüsselung der modernen Wahrsagerei enthält. Erleichtert, ihre schwierige Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, und begierig auf die Anerkennung ihrer neuen Kollegen, gibt Ann nur zu gern einigen von Patricks ausgefalleneren Theorien nach. Doch als Ann ein geheimnisvolles, verloren geglaubtes italienisches Tarotdeck aus dem 15. Jahrhundert entdeckt, findet sie sich plötzlich im Zentrum eines gefährlichen Spiels um Macht, giftige Freundschaft und Ehrgeiz wieder.

Hinweis: Vielen Dank an den Verlag zur Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Von Pacing, Personality & Plotholes

Während die Geschichte zunächst vielversprechend begann, musste ich schnell (oder zu meinem Unmut eher weniger schnell 🥱) feststellen, dass meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden. Mein größter Kritikpunkt ist das Tempo, in dem sich die Geschichte entwickelt. Die erste Hälfte passiert nämlich quasi nichts. Und versteht mich nicht falsch, ich liebe es zum Beispiel, wenn sich in Fantasywerken genügend Zeit genommen wird, um eine Welt zu erschaffen, die wir als Lesende dann in Ruhe erkunden. In The Cloisters wird aber kaum Atmosphäre erzeugt, obwohl gerade das Setting der Zweigstelle des Metropolitan Museums of Art dafür mit Sicherheit unfassbar viel hergegeben hätte. Doch leider bleibt das ganze Surrounding meiner Meinung nach total farblos und wenig tiefgründig. Das ganze akademische Umfeld wird überhaupt nicht wirklich beleuchtet. Die Protagonistin träumte zwar ihr Leben lang davon, einen Fuß in diese Szene zu bekommen, jedoch kriegen wir als Lesende durch ihre Augen kaum einen Einblick hinter die Kulissen. Für mich verschenktes Potential.

Protagonistin Ann blieb als Charakter über die gesamte Story hinweg leider mittelmäßig ausgereift und langweilig, was in mir bloß die Frage nach der Intention der Autorin aufwarf. Denn für mich ist Ann weder eine Figur, die man besonders mag, noch die man verabscheut… sie ist einfach ein bisschen egal. Einerseits neigt Ann dazu, eine klassische Mary Sue zu sein – ein klischeehafter Charakter, dem auf unerklärliche Weise alles zufällt – indem sie als besonders intelligent und talentiert beschrieben wird. Andererseits ist sie aber eine vom Glück verlassene Figur, die bisher nichts abseits ihrer kleinen Heimatstadt gesehen und mit ihrer traumatischen Vergangenheit zu kämpfen hat. Sie vermittelt schon fast Dorfkind-Vibes und diese Naivität soll vermutlich auch für viele ihrer (Übersprungs-)Handlungen als Erklärung dienen. Auf mich wirkt sie als Charakter aber einfach nicht gut konstruiert. Bei den anderen Figuren ist es leider ähnlich. Es wird nicht ersichtlich, warum Rachel von allen vergöttert und bewundert wird, denn für die*den Leser*in kommt sie schlichtweg oberflächlich, egoistisch und unsympathisch rüber. Auch die Männer sind kaum zu ertragen; generell ist das Benehmen aller Charaktere oftmals überhaupt nicht nachvollziehbar und inkonsequent – ich gehe hier allerdings nicht weiter ins Detail, da ich sonst Teile des Endes spoilern würde.

Das Dilemma der Tarotkarten

Die Tortkarten. Leute. Ich habe mich so sehr auf die Story rund um die Tarotkarten gefreut, doch leider war auch hier die Umsetzung einfach enttäuschend. Tarot und Okkultismus schienen sehr wichtig für die Handlung zu sein, aber es wurde so willkürlich eingeflochten, dass es buchstäblich auch alles andere hätte sein können. Ursprünglich hatte ich erwartet, dass die Geschichte der Karten, deren Mystik sowie das Suchen und Sammeln im Fokus des Plots stehen würden, aber irgendwie ging es doch mehr um die Charaktere, deren Backstorys und werkwürdige Dynamik. Der Klappentext ließ eigentlich mehr Fantastik und Übernatürliches erwarten. Das bezieht sich aber offenbar nur auf den philosophischen Diskurs ums Thema “Schicksal/Vorherbestimmung”. Es gab Momente, die sich wie DaVinci Code anfühlten, aber selbst das führte zu nichts. Von dem Mord und der Aufklärung wollen wir gar nicht erst sprechen.

Gestaltung & Marketing

Dark Academia ist in den vergangenen Jahren ja extrem trendy geworden. Vorreiter für Dark-Academia-Literatur ist bekanntlich Donna Tartts “A Secret History” – entsprechend werden auch besonders viele Bücher in dieser Kategorie mit eben jenem verglichen oder mit dem Zusatz “für Fans von A Secret History” beworben. (Tatsächlich schafft es jedoch nur ein schwindend geringer Teil überhaupt, diese Erwartungen annähernd zu erfüllen, aber das ist eine andere Geschichte.) Die Fallhöhe ist aber dementsprechend hoch. Und bei The Cloisters wurde für mich einfach zu wenig Atmosphäre erschaffen. An sich ist das Buch aber gut geschrieben und beinhaltet einige schöne Beschreibungen. Pluspunkt ist definitiv die Gestaltung des Buches! Die Klappbroschur ist richtig liebevoll designt. Ich musste mehrmals hinsehen, bis ich den Totenkopf auf dem Cover entdeckte – wie genial ist das Design bitte?! 😍 Die Innenseiten zeigen die Illustrationen der Tarotkarten. Im Anhang befindet sich außerdem ein Tarotleitfaden zur Major und Minor Arcana, die von der Protagonistin verfasst wurde – auf jeden Fall ein schönes Gimmick.

Systemkritik & Fazit

Einzig der Punkt der Kritik an akademischen Institutionen hat mir als Botschaft der Story gut gefallen. Es wird deutlich, wie schwer es ist, in der akademischen Welt Fuß zu fassen, die ohnehin sehr männerdominiert ist und dass einige Leute bereit sind, für ihre Karriere über Leichen zu gehen. Am Beispiel von Ann zeigt die Autorin, wie hart jene arbeiten müssen, die nicht von Haus aus mit viel Geld und/oder einem sehr guten (akademischen) Ruf gesegnet sind. Alles in allem glaube ich, dass The Cloisters eher für Einsteiger*innen in den Bereich “Dark Academia” was ist, da es nicht zu skurril und düster ist, sondern ein bisschen softer. Wer allerdings hofft, in eine mystische Geschichte über dunkle Machenschaften elitärer Institutionen und/oder eine spannende Murder Mystery einzutauchen, der wird hier vermutlich enttäuscht sein.

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