Emma – Jane Austens Klassiker als Graphic Novel

Sep. 17, 2025 | Comic Books, Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

September 17, 2025

Emma – Jane Austens Klassiker als Graphic Novel

Sep. 17, 2025 | Comic Books, Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

September 17, 2025

2025 ist ein besonderes Jahr für alle Jane-Austen-Fans: In diesem Jahr feiert die Autorin ihren 250. Geburtstag – und pünktlich dazu erscheinen viele ihrer Klassiker in neuem Jubiläumsgewand. So auch diese wunderschöne Graphic-Novel-Adaption von Emma, umgesetzt von Claudia Kühn und Tara Spruit bei Loewe Graphix. Doch ähnlich wie bei vielen Film-Remakes können wir uns die Frage stellen: Brauchen wir eine neue Adaption dieses Klassikers? Ich finde schon – und nenne euch drei gute Gründe, warum das so ist.

Worum geht’s in Jane Austen’s Klassiker Emma?

Die junge Emma Woodhouse ist das, wovon viele träumen: Schlau, aus gutem Elternhaus, geliebt und bewundert von vielen und obendrein noch wunderschön. Sie lebt mit ihrem Vater in einem beschaulichen Dörfchen namens Highbury, einige Meilen von London entfernt. Während sie selbst davon überzeugt ist, niemals heiraten zu wollen, liegt ihr jedoch viel daran, anderen zu deren Glück zu verhelfen. Nach der vermeintlich erfolgreichen Verheiratung ihrer Gouvernante Miss Taylor will sie gleich den nächsten Matchmaking-Coup landen: Sie nimmt sich ihrer neuen Freundin Harriet Smith an und startet den Versuch, sie mit dem Vikar Mr. Elton zusammenzubringen. Doch alles kommt anders, als gedacht und Emma verstrickt sich immer tiefer in Missverständnisse. Am Ende muss Emma erkennen: Die Liebe lässt sich nicht steuern.

Hinweis: Der Verlag hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das beeinflusst in keinster Weise meine Meinung oder Gefühle zum Gelesenen. Alles, was ich schreibe, entspricht meinem persönlichen Empfinden.

Mein erster Leseeindruck der Graphic Novel

Es ist schon einige Jahre her, seit ich den Roman gelesen habe. Persönlich empfand ich das als eine ganz gute Voraussetzung, um mich unvoreingenommen in die Lektüre der Graphic-Novel-Adaption zu stürzen. Tatsächlich sind dann aber nach wenigen Seiten einige Erinnerungen zurückgekehrt: Das Aufgebot an Charakteren fand ich auch im Roman anfangs schon etwas unübersichtlich. Das kann den Einstieg in die Story ein bisschen erschweren. Umso praktischer fand ich deshalb die Doppelseite mit Charakterportraits und -namen in der Graphic Novel. Die ersten 50 Seiten habe ich einfach immer wieder vorne nachgeschaut, wenn neue Personen vorgestellt wurden und ab dann ging es auch richtig gut.

Grund # 1, warum man zu dieser Ausgabe von Emma greifen sollte: Die visuelle Erzählkraft

Ganz vorne steht für mich natürlich die Art der literarischen Umsetzung. Insbesondere alle, die sich mit klassischer Literatur eher schwer tun oder gar nicht erst dazu greifen, finden dank der visuellen Darstellung und verkürzten Dialoge einfacheren Zugang zur Geschichte. Künstlerin Tara Spruit hat mit ihren Illustrationen wirklich ganz wunderbare Arbeit geleistet. Ich persönlich finde, der Zeichenstil passt hervorragend zu Jane Austen: Die Zeichnungen sind unaufgeregt, die Farben eher gedämpft, als würde man direkt in einen Historienfilm des 19. Jahrhunderts treten. Die Panels sind eine tolle Mischung aus teilweise reduziert und dann wiederum sehr detailliert. Zwischendurch gibt es immer wieder einige Closeups, die sehr an filmische Erzählweisen erinnern und mir persönlich sehr gefallen haben. Ich glaube, diese Ausgabe macht die Geschichte besonders für eine breite Masse zugänglicher.

Grund # 2, warum man zu dieser Ausgabe von Emma greifen sollte: Kuriose Charakter & ganz große Gefühle

Ein Irrglaube ist ja, Klassiker seien oft nur ernst und steif. Fans von Jane Austen wissen aber: Ihre Charaktere sind oft etwas verschroben, es kommt zu den aberwitzigsten Missverständnissen und als Leser*in bringt uns die Stur- und Eigenheit der Charaktere nicht selten zum Schmunzeln. In der Graphic-Novel-Adaption erhalten die Figuren durch ihre visuelle Darstellung noch mal eine neue Dimension, da wir sie sogar bildlich vor Augen haben und ihre Emotionen buchstäblich ablesen können. Wir erleben hier also hautnah, die Überheblichkeit und Arroganz, aber auch die Sehnsucht und die Verliebtheit. .

Grund # 3, warum man zu dieser Ausgabe von Emma greifen sollte: Jane Austens Werke sind Spiegel ihrer Zeit und dennoch zeitlos

Zwischen dem typischen Dorftratsch, kleinen Dramen und ganz großen Gefühlen erzählt Jane Austen von gesellschaftlichen Etiketten und übt auf belustigende Art und Weise Kritik an sozialen Hierarchien. Ehe und sozialer Status sind die beiden Schwerpunkte in Emma. Ein Großteil des Dramas in Austens Werk dreht sich darum, wer wen liebt – und was das angesichts der gesellschaftlichen Stellung bedeutet.

Ein kleiner historischer Abstecher

Der soziale Status im England des 19. Jahrhunderts ergab sich aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: darunter Name, Geschlecht, Herkunft, Ruf und Vermögen. Das bestimmte maßgeblich den Lebensweg eines Menschen. Angehörige höherer Gesellschaftsschichten sollten nicht mit Mitgliedern niedrigerer Schichten verkehren – geschweige denn sie heiraten. Solche Verbindungen galten als eher unpassend.

Mit Emma hält Austen ihrer damaligen Gesellschaft die Besessenheit von Standesunterschieden subtil den Spiegel vor. Zu Beginn ist Emma nämlich überzeugt, genau zu wissen, mit wem man in ihrem Heimatort Highbury so verkehrt und mit wem eben nicht. Getreu diesem sozialen Kodex rät sie also Harriet von einer Beziehung mit Robert ab. Im Verlauf der Geschichte werden ihre Vorstellungen aber von Mr. Knightley gechallenged. Er bringt sie zum Nachdenken, ob diese künstlichen sozialen Unterschiede wirklich relevant sind.

Aber das Werk (oder Austens Romane generell) ist so zeitlos, weil es universelle Themen wie Liebe, Freundschaft, Selbstfindung und gesellschaftliche Erwartungen behandelt. Alles Themen, die uns auch heute noch berühren. Mit feiner Ironie, präziser Beobachtungsgabe und vielschichtigen Figuren entlarvt Austen Machtspiele, Klassendenken und Eitelkeiten, die in jeder Epoche wiederkehren.

Fazit: Lohnenswert für alle Austen-Fans… und alle anderen

Um meine Eingangsfrage, ob wir eine neue Adaption von Emma brauchen, noch mal zu beantworten: Auf jeden Fall! Diese Adaption ist keine unnötige Neuauflage, sondern eine liebevolle Ergänzung im Austen-Kanon. Ich habe mich so gut unterhalten gefühlt und es absolut geliebt, in diese Ära einzutauchen. Als Fan von historischer Kleidung waren allein die Zeichnungen der Outfits schon ein wahres Highlight.

Ob du den Roman schon kennst oder nicht – diese Graphic Novel macht Lust, in Emmas Welt einzutauchen und sich an den Zeichnungen ebenso zu erfreuen wie an den scharfzüngigen Dialogen. Man fiebert mit, leidet ein wenig und freut sich über das Finale. Und dann will man am liebsten von vorne beginnen, um all die kleinen Zeichendetails zu entdecken, die beim ersten Lesen an einem vorbeigehuscht sind.

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