The Fury of Kings von R.S. Moule – Zwischen Faszination und Frustration

Juli 15, 2025 | Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

Juli 15, 2025

The Fury of Kings von R.S. Moule – Zwischen Faszination und Frustration

Juli 15, 2025 | Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

Juli 15, 2025

Ich hatte riesige Lust auf epische High Fantasy – auf Magie, Machtspiele, alte Geheimnisse und neue Bedrohungen. The Fury of Kings versprach all das, und in vielerlei Hinsicht hält es dieses Versprechen auch ein. Es bietet ein durchdachtes Worldbuilding, ein Netz aus politischen Verstrickungen und einen Hauch von uralter Magie, die langsam zurück in die Welt drängt. Und doch: Es hat mein Fantasyherz nicht höher schlagen lassen. Das Buch hat definitiv Potenzial – aber es nutzt es nicht immer so, wie ich es mir gewünscht hätte.

Worum geht's?

Nach Jahrzehnten des Friedens steht das Königreich Erland vor dem Zerfall. Der Thronfolger wurde ermordet, die Nachfolge ist ungewiss – und die Fürsten des Westens rüsten bereits zum Krieg. Während das Land auf den Abgrund zusteuert, regt sich am Fuß des geheimnisvollen Eryispek eine uralte Gefahr. Man sagt, dieser Berg habe keinen Gipfel. Und man sagt, dort oben schlummere etwas, das besser niemals geweckt worden wäre.

Inmitten dieser Unruhe sucht Orsian – Sohn eines legendären Kriegers – nach seinem Platz. Er will sich beweisen, will Ehre und Ruhm. Doch die Realität der Schlacht ist grausamer, als er sich je hätte vorstellen können.

Seine Schwester Pherri hingegen kämpft mit ganz anderen Dämonen. Nacht für Nacht wird sie von Visionen heimgesucht: vom Eryispek, von Blut im Schnee, von Schatten, die sich regen. Sie allein scheint zu spüren, was wirklich auf Erland zukommt – und sie allein könnte in der Lage sein, dem Dunkel entgegenzutreten.

Hinweis: Der Verlag hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das beeinflusst in keinster Weise meine Meinung oder Gefühle zum Gelesenen. Alles, was ich schreibe, entspricht meinem persönlichen Empfinden.

Ein vielversprechender Anfang …

Die Prämisse ist stark: Der Thronfolger stirbt, das Reich versinkt im Chaos, alte Magie regt sich, und in den Bergen des Nordens scheint eine finstere Macht zu erwachen. Das klingt nach genau dem Stoff, aus dem große Fantasygeschichten gemacht sind. Und tatsächlich: Die Welt, die R.S. Moule erschafft, ist durchdacht, voller Kultur, Geschichte und dunkler Mythen. Die Kämpfe sind brutal, die Schlachten mitreißend – besonders Fans von blutigen Schildwällen werden auf ihre Kosten kommen.

Der Schreibstil ist angenehm lesbar, bildhaft, ohne sich in unnötigen Details zu verlieren. Vor allem die Actionszenen stechen positiv hervor: Moule versteht es, Tempo aufzubauen und die Spannung zu halten.

… oder ein vertrautes Drehbuch?

Doch genau hier beginnt mein innerer Konflikt. The Fury of Kings fühlt sich über weite Strecken an wie eine Variation von Game of Thrones – und zwar nicht nur im Sinne einer Hommage, sondern eher wie ein Remix. Die Parallelen sind zahlreich: Ein ehrenvoller Lord mit Hundemeute, eine magisch begabte Außenseiterin mit Visionen und einer weißen Tiererscheinung, ein bedrohlicher Feind im kalten Norden, der sich in Untotenform erhebt … Ich liebe A Song of Ice and Fire, aber ich brauche nicht zwingend ein zweites.

Ein strukturelles Problem: Frauenrollen in der Fantasy

Was mich wirklich gestört hat – und das wird mir mit jedem Buch dieser Art bewusster – ist der Umgang mit weiblichen Figuren. Natürlich orientiert sich die Handlung an mittelalterlichen Machtverhältnissen. Aber ich frage mich immer wieder: Wenn man in der Fantasy das ganze Universum neu erfinden kann, warum wählen so viele Autor*innen eine Welt, in der Frauen systematisch unterdrückt werden? Sind wir nicht mittlerweile an einem Punkt, wo wir – auch in der Fantasy – emanzipiertere Gesellschaftsentwürfe erwarten dürfen?

Ja, The Fury of Kings ist sich dieser Dynamik bewusst. Die weiblichen Figuren erkennen die Ungerechtigkeit und stellen sich dagegen. Trotzdem bleibt der bittere Beigeschmack, dass ihr Leid oft nur als dramatisches Mittel dient. Ich wünsche mir Geschichten, in denen Frauen nicht erst alles durchleiden müssen, um stark zu wirken. Stärke kann auch ohne Trauma erzählt werden.

Stil und Atmosphäre – klare Stärken

Sprachlich hat mich das Buch oft überzeugt. Die Beschreibungen sind bildhaft, aber nicht ausufernd, die Schlachten intensiv und gut choreografiert. Besonders die Kampfszenen gelingen Moule – sie sind blutig, dynamisch, manchmal sogar verstörend nah. Hier zeigt sich echtes handwerkliches Können.

Fazit: Ambitioniert, aber reicht das aus?

The Fury of Kings ist ein vielversprechender Auftakt mit einem atmosphärischen Setting, spannenden Figurenansätzen und einem starken Gespür für Dramatik. Gleichzeitig fehlt es mir persönlich noch an Eigenständigkeit und erzählerischem Mut. Besonders die Art und Weise, wie Frauenfiguren eingebunden sind, hat bei mir für Augenrollen gesorgt – auch wenn es nicht völlig unreflektiert geschieht.
Ich bin mir unsicher, ob ich die Reihe weiterlesen werde, vermutlich schon, aber sie wird keine hohe Priorität haben. Das Potenzial ist auf jeden Fall da.

Related Articles

Related

Get in touch

Join

Hello there

Du hast Fragen, Anmerkungen oder Anregungen, die du gerne mitteilen möchtest? Dann lass doch gerne einen Kommentar da. Oder nimm gern Kontakt auf – ob über das Kontaktformular, per Mail oder via Social.