Rezension: Der Sternenstaubdieb von Chelsea Abdullah

März 24, 2025 | Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

März 24, 2025

Rezension: Der Sternenstaubdieb von Chelsea Abdullah

März 24, 2025 | Literatur | 0 Kommentare

Written by Ginny

März 24, 2025

Möchtest du dich auf eine epische Reise in ferne Wüstenlandschaften begeben? Mit dem Trilogieauftakt “Der Sternenstaubdieb” von Chelsea Abdullah machst du dich mit den Charakteren auf die Jagd nach magischen Relikten. Doch sei dir der Gefahren bewusst: Nicht nur vor jenen, die ebenfalls auf der Suche nach Schätzen sind, solltest du dich vorsehen, sondern auch vor so manchem mächtigen Dschinn…

Arabische Own-Voices-Reihe inspiriert von den Geschichten von 1001 Nacht!

Inhaltsangabe

Loulie al-Nazari – oder auch Layla – die Mitternachts-Händlerin, ist die berüchtigte Verkäuferin seltener Dschinn-Relikte. Sie handelt mit illegaler Dschinn-Magie und ist somit eine Verbrecherin im rechtlichen Sinne, die es bisher mit Hilfe ihres Dschinn-Wächters geschafft hat, sich der Aufmerksamkeit des Sultans zu entziehen. Doch als sie eines Tages ihr Glück verlässt und die Soldaten sie verhaften, steht ihr eine tödliche Wahl bevor: Layla muss eine verlorene magische Lampe für den Sultan finden oder sterben. Begleitet von ihrem Wächter Qadir, Prinz Omar – dem berüchtigten Sternenstaubdieb – und der Diebin Aisha, begibt sie sich auf die gefährliche Suche nach der Lampe. Doch sie ahnt nicht, dass sie nicht nur gegen äußere Bedrohungen, sondern auch gegen dunkle Geheimnisse in ihrer Mitte kämpfen muss.

Hinweis: Vielen Dank an den Verlag zur Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Weltenbau

“Komm mit mir in ein Land voll verborgener Magie” – die ersten Zeilen aus dem Disney-Musical Aladdin lassen in meinem Kopf direkt Bilder entstehen, die so auch zu Der Sternenstaubdieb passen. Doch dort wo Disney aufhört, fängt Chelsea Abdullah gerade erst an: Sie erweckt mit ihren Worten eine fantastische Welt voller verborgener Schätze, mystischer Relikte und fast vergessener Sagen, eingebettet in das schöne und gleichzeitig gnadenlose Sandmeer. Abdullah kreiert eine Welt, in das Schöne und das Schreckliche aufeinandertreffen. Die Dschinn wurden auf Grund ihrer enormen Macht gefürchtet und gejagt, jedoch nutzen die Menschen genau jene Macht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, für ihre eigenen Zwecke aus. Die magischen Relikte werden (illegal) als Ware gehandelt und das silberne Blut der Dschinn wird vergossen, um auf wundersame Weise die Natur in kahlen Landstriche wieder zu erwecken. Beim Lesen wird schnell deutlich, dass die Dschinn – insbesondere unter Anordnung des Sultans – als Ursprung allen Übels gehandelt werden. Diese Vorurteile werden geschürt, indem Erzählungen über die grausamen Taten der Dschinn gegenüber der Menschen als Schreckensgeschichten verbreitet werden. Doch was ist mit der Grausamkeit der Leute gegenüber den Dschinn? Die Autorin reflektiert den Gedanken der Mehrklassengesellschaft auf sehr geschickte Art und Weise, indem sie verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen moralischen Einstellungen schafft.

Charaktere und Multiple POV

Loulie al-Nazari ist einer der Hauptcharaktere und POVs im Buch. Im Verlauf der Geschichte decken wir immer mehr Details ihrer Herkunftsgeschichte auf: Sie ist die einzige Überlebende eines blutigen Anschlags auf ihr Volk, den sie nur dank ihres Dschinns Qadir überlebte. Seitdem sind ihre Wege miteinander verbunden und gemeinsam versuchen sie, die traumatischen Ereignisse ihrer Vergangenheit zu vergessen. Die Beziehung zwischen Loulie und Qadir ist eine innige Freundschaft, in der beide im Wesentlichen verloren ohne den jeweils anderen sind. Loulie gibt Qadir einen Lebenszweck: Seine Aufgabe ist es, sie zu beschützen und zu leiten. Im Gegenzug schenkt Qadir auch Layla einen Lebenssinn, da er für sie die Dschinn-Relikte aufspürt, die sie als Mitternachtshändlerin birgt und verkauft. Die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit erfordert Mut, und im Verlauf des Romans müssen sowohl Qadir als auch Loulie diese Reise antreten. Abdullah zeigt uns, dass Stärke viele Gesichter hat: Manchmal erfordert es großen Mut, anderen zu vertrauen, seine Emotionen zu zeigen und einen Lebenssinn zu finden, wenn man glaubt, bereits alles verloren zu haben. Weibliche Charaktere müssen nicht immer körperliche Stärke beweisen, um tatsächlich stark zu sein. Manchmal zeugt es von Stärke, seine Verwundbarkeit zuzugeben.

Wenn du aber auf der Suche nach körperlich starken Charakteren bist, dann hat Chelsea Abdullah auch hier jemanden zu bieten. Aisha bint Louas ist eine der „Vierzig Räuber“ – ja, die Räuber, die du aus 1001 Nacht kennst – von Prinz Omar, dem ältesten Sohn des Sultans. Nachdem sie erlebt hat, wie ihre Familie von einem Dschinn getötet wurde, hat sich ihr Hass so sehr angestaut, bis Rache alles ist, was sie letztlich antreibt. Im Laufe der Geschichte lernt sie jedoch, dass nicht jeder ein Feind ist, den es zu besiegen gilt. Manchmal müssen harte Entscheidungen getroffen werden, um zu überleben.

Auf der Suche nach dem Selbst – Identität in Der Sternenstaubdieb

Das Thema Identität und Selbstfindung ist eines der zentralen, wenn auch eher unterschwelligen, Themen in Der Sternenstaubdieb. Einige der Charaktere nehmen verschiedene Namen und Persönlichkeiten an. Nehmen wir das Beispiel Loulie: Sie ist einerseits bekannt als Mitternachtshändlerin, die ein knallhartes Geschäft betreibt und eisern feilscht, wenn es um ihre Ware geht. Nur Qadir zeigt sie sich verletzlich und oftmals verloren. Es wird deutlich, wie abhängig Layla von ihrem Leibwächter ist, was auch in ihr die Frage hervorruft, wer sie eigentlich ohne wäre.

Der Charakter, der vermutlich am meisten nach seiner eigenen Identität sucht, ist Mazen. Als Prinz wächst er abgeschottet von der Außenwelt auf. Sein Vater, der Sultan, hält Mazen fast wie einen Gefangenen im Palast – es mag zwar ein luxuriöser Ort sein, doch ist es nichts weiter als ein goldener Käfig für den jungen Prinzen. Dem Wunsch nach Freiheit folgend schleicht Mazen nachts aus dem Palast und durchstreift die Straßen von Madinne, um sowohl die Freiheit als auch seine geliebten Geschichtenerzähler zu finden, die ihn an seine verstorbene Mutter Shafia erinnern. Im Laufe der Geschichte muss Mazen sich der Frage stellen, wer er wirklich ist – ist er der sanfte, belesene Mazen, ein Feigling, der vor der Gefahr davonläuft und sich im Schatten versteckt, oder ist er jemand, der seine Ängste überwindet, um andere zu retten? Oder könnte er seinem Herzen folgen und der Geschichtenerzähler werden, der ein Publikum mit den Geschichten seiner Mutter und seinen eigenen verzaubert?

Die Kunst des mündlichen Erzählens

Mein Herz schlägt für Geschichten über Geschichten – und wenn es zusätzlich noch um die Kunst des mündlichen Erzählens geht, bin ich einfach nur verliebt! Chelsea Abdullah schreibt mit Der Sternenstaubdieb eine kleine Liebesgeschichte an das Geschichtenerzählen. Die Tradition des mündlichen Erzählens spielt im Werk eine wichtige Rolle. So lauschen die Charaktere des Öfteren auf Märkten den Geschichten von Erzählern, die von ihren Abenteuern berichten. Im Buch werden immer wieder kleine Erzählungen eingebettet, die relevant für die Handlung sind und dem Ganzen noch eine gewisse Tiefe verleihen. So erfahren wir als Lesende mehr über Dschinn-Könige, legendäre Gestalten und magischen Relikte. Abdullah verleiht ihrer erschaffenen Welt auf diese Weise eine kulturelle Basis und Mythologie.

Der Sternenstaubdieb ist bekanntlich stark inspiriert von Tausendundeiner Nacht, einer Sammlung von Folklore aus der arabischen Kultur. Wir sehen Parallelen zwischen dem Sultan und seiner Frau Shafia, die eine Version von Scheherazade ist, durch Omars „Vierzig Räuber“ und die verschiedenen mythologischen Wesen, jedoch schafft Abdullah es, den Charakteren ihren eigenen Twist zu geben. Sie zeigt uns außerdem, dass die Kunst des Geschichtenerzählens auch ihre Tücken hat, denn über Generationen hinweg ändern sich diese Geschichten, sie werden ausgeschmückt oder angepasst, um die Vorurteile der Menschen zu integrieren.

Im Kern ist Der Sternenstaubdieb ein magisches Märchen von unwahrscheinlichen Helden und aufregenden Quests, von Chaos und Blutvergießen, von Liebe und Verlust, alles erzählt in Abdullahs verträumtem Schreibstil. Dies ist ein Buch, in dem jeder eine Geschichte zu erzählen hat und es sich lohnt, zuzuhören.

Related Articles

Related

Get in touch

Join

Hello there

Du hast Fragen, Anmerkungen oder Anregungen, die du gerne mitteilen möchtest? Dann lass doch gerne einen Kommentar da. Oder nimm gern Kontakt auf – ob über das Kontaktformular, per Mail oder via Social.